Klassenführung, kognitive Aktivierung und konstruktive Unterstützung auf Distanz – zur Übertragung unterrichtlicher Basisdimensionen auf den „Fernunterricht“

Autorinnen und Autoren Julia Frohn
Institution(en) Humboldt-Universität zu Berlin, Goethe-Universität Frankfurt
Kontaktdaten

Julia.frohn@hu-berlin.de

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Theoretischer Rahmen/Zugang Klassenführung, kognitive Aktivierung und konstruktive Unterstützung gelten als Basisdimensionen und Qualitätsmerkmale von Unterricht. Dem aktuellen Forschungsstand entsprechend kann die Dimension der Klassenführung im Sinne einer effektiven Nutzung der Lernzeit als bestmöglicher Umgang mit Störungen beschrieben werden. Als Subdimensionen gelten dabei u.a. Gruppenfokus und -mobilisierung, Transparenz, Regeln und Verlässlichkeit, Klarheit und Strukturiertheit, Allgegenwärtigkeit, Abwechslung sowie Reibungslosigkeit und Schwung (Evertson und Weinstein 2006; Kounin 1976; Mayr 2008). Demgegenüber entspricht kognitive Aktivierung dem „intellektuellen Anforderungsgehalt im Unterricht“ (Kunter & Trautwein 2013, S. 86), wofür u.a. die Lernvoraussetzungen, der Lerngegenstand, die Anknüpfung an die Lebenswelt der Lernenden sowie die Aufgabengestaltung als wesentlich gelten (Fauth & Leuders, 2018; Klieme, 2020). Schließlich beschreibt die Dimension der konstruktiven Unterstützung „das Ausmaß, in dem die Lehrenden Schülerinnen und Schüler bei (Verständnis-)Schwierigkeiten helfen und die Lernprozesse begleiten“ (Kunter & Trautwein, 2013, S. 95). Mit dem Ziel einer wertschätzenden Lernbegleitung kann dieses Konstrukt in die Facetten formatives Assessment und Feedback, Adaption und Differenzierung sowie positive pädagogische Beziehungen unterteilt werden (Hattie 2008; Pianta, Hamre & Allen 2012; Sliwka, Klopsch & Dumont 2019).
Fragestellung(en) der Befragung

Die Studie zielt auf Beantwortung der Frage, inwieweit sich unterrichtlichen Basisdimensionen auf das Lehren und Lernen über die Distanz übertragen lassen und welche Maßnahmen dafür förderlich erscheinen.

Themen in Stichworten

Fernunterricht, Distanzlernen, Basisdimensionen, Tiefenstrukturmerkmale, Lehrkräfteinterviews

Zentrale Befunde der Studie im Überblick/Highlights

Die Befragung unter Berliner Lehrkräften zeigt verschiedene Möglichkeiten zur Übertragbarkeit regulärer unterrichtlicher Qualitätsmerkmale auf den „Fernunterricht“ auf. Dabei erscheinen Formen konstruktiver Unterstützung am ehesten im digitalen Raum umsetzbar, da in der Pandemiesituation vielerorts zusätzliche Austauschformate geschaffen wurden, die z.T. tiefergehende Unterstützungsformen zwischen Lernenden und Lehrkraft ermöglichen. Auch Prozesse der Klassenführung sind – unter Reformulierung erprobter Prämissen – über die Distanz zu gewährleisten. Am schwierigsten gestaltet sich der Befragung zufolge die Schaffung kognitiv aktivierender Lehr-Lern-Anlässe, vor allem in der Einführung neuer Fachinhalte; hier hat sich die mediale wie inhaltliche Anknüpfung an die Lebenswelt der Lernenden als förderlich erwiesen, die auch zur Steigerung der Selbstständigkeit beitragen kann.

Methodische Ausrichtung Qualitative Studie
Analytische Ausrichtung explorativ
Erhebungsdesign

Die teilstrukturierten Interviews (N = 16, Durchschnitt: 47 Minuten) wurden via Video-Call im Zeitraum vom 13. bis 26. April 2020, in der Zeit der ersten deutschlandweiten Schulschließungen, geführt und aufgezeichnet. Nach Anonymisierung und Transkription (Dresing & Pehl 2017) wurden die Daten mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2018) unter Nutzung des Programms MAXQDA ausgewertet. Bei der induktiv-deduktiven Kategorienbildung wurden die drei Basisdimensionen von Unterricht und ihre Subdimensionen als Ordnungsprinzip genutzt. Mittels zweier zeitlich getrennter Codiervorgänge (T1/T2) wurde durch Berechnungen anhand von vier Beispieltexten (=25% des Gesamtmaterials) eine Intracoderübereinstimmung von 0,93 (Cohens Kappa) erzielt.

Zeitpunkt(e)/Zeitraum der Erhebung(en) 13.-16. April 2020
Art der Stichprobe und Benennung der Personengruppe(n) und Anzahl

Es wurden Interviews mit zwölf Lehrkräften an neun Berliner Gemeinschaftsschulen und integrierten Sekundarschulen in stärkster sozialräumlicher Benachteiligung (Berlin-Pass-Quote  mehr als 75%) sowie mit vier Lehrkräften an vier besonders herausragenden Berliner Gymnasien (Abiturdurchschnitt besser als 2.0) geführt. Dabei wurden mit der Stichprobenakquise Lehrkräfte anvisiert, die anhand besonderer Rollen in der Schule als Expert*innen für Lehr-Lern-Prozesse gelten (z.B. Fach- und Fachbereichsleitungen).

Geographischer Raum der Studie Deutschland / Berlin
Bibliographische Angaben zentraler Publikation(en)

Geplante Veröffentlichungen:

Ausführliche Darstellung:

Frohn, J. (2021, i.B.). Klassenführung, kognitive Aktivierung und konstruktive Unterstützung im „Fernunterricht“ – zur Unterrichtsgestaltung auf Distanz auf Basis von Lehrkräfteinterviews. In S. G. Huber, C. Helm & N. Schneider (Hrsg.), Covid-19 und Bildung – Studien und Perspektiven. Münster: Waxmann.

Kurzdarstellung:

Frohn, J. (2021, i.B.). Klassenführung, kognitive Aktivierung und konstruktive Unterstützung auf Distanz –

zur Übertragung unterrichtlicher Basisdimensionen auf den „Fernunterricht“. In N. McElvany, M. Becker, H. Gaspard, F. Lauermann & A. Ohle-Peters (Hrsg.). „Optimierung schulischer Bildungsprozesse – What works?“

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